Impfungen: Was man darüber wissen sollte

Impfungen: Was man darüber wissen sollte

Ein Vortrag von Dr. med. Reinhard Schiller

Es ist nicht verständlich, dass eher wenig Laienvorträge zum Thema Impfungen angeboten werden. Um so wichtiger erscheint der Vortrag von Dr. Schiller über dieses Thema, stattgefunden beim Kneippverein Geisenhausen.

In der Öffentlichkeit gibt es eine starke Verunsicherung bezüglich Impfmaßnahmen; sind sie nun harmlos, gefährlich, unverzichtbar oder was?

Inhalt:

  • Geschichte
  • Impfungen heute
  • Nebenwirkungen und Gefährdung
  • Fazit
  • + Nachtrag

Geschichte

Der Beginn der modernen Impfungen lag im Jahr 1796 in England; damals wurde der Inhalt von Kuhpockenbläschen auf den Menschen übertragen mit dem Erfolg, daß der betreffende Mensch keine Pockenerkrankung mehr bekommen konnte. Die den menschlichen Pockenviren ähnlichen, jedoch für den Menschen völlig harmlosen Kuhpockenviren hatten eine Antikörperreaktion des Immunsystems hervorgerufen.

Dieses Prinzip wird seither zur Vorbeugung für immer mehr Krankheiten benutzt; und zwar für solche, bei denen eine wirksame Behandlungsmöglichkeit entweder fehlt oder sehr problematisch ist. Hierzu zählt etwa die Kinderlähmung (Poliomyelitis); diese ist inzwischen in ganz Mitteleuropa ausgerottet und zwar lediglich als Folge der regelmäßigen Schluckimpfung!

Impfungen heute

Routinemäßig geimpft wird heute im Bereich der Kinderheilkunde gegen Masern/Mumps/Röteln, neuerdings auch Windpocken bei über 11-jährigen bisher nicht erkrankten Kindern sowie Hepatitis-B, Keuchhusten und Hämophilus influenzae (gefährliche Kehldeckelentzündung).

Für Kinder und Erwachsene wichtig ist Tetanus und Diphterie-Impfung; es hat ja vor einigen Jahren Diphterie-Epidemien in Osteuropa gegeben.
Geimpft wird immer mit entweder sehr wenigen lebenden oder einer größeren Menge von abgetöteten Erregern bzw. deren unschädlich gemachten Giftstoffen.

Erwähnt werden muss auch die Problematik der FSME (Frühsommer-Meningoencephalitis), die durch Zecken übertragen wird und gegen die es nach wie vor keinerlei Behandlungsmöglichkeit gibt. Wichtig zu wissen ist, dass seit Mitte März 02 wieder ein FSME-Kinderimpfstoff verfügbar ist.

Im Herbst sollte man dringend an die Grippeschutzimpfung denken. Sie ist für Erwachsene ab sechzig Jahren sowie Personen mit chronischen Krankheiten, die durch eine Influenzaerkrankung ernsthaft gefährdet wären, gedacht.

Neuerdings wird die Pneumokokkenimpfung für alle Säuglinge empfohlen, ebenso wie Meningokokken C und Windpocken-Impfung für das zweite Lebensjahr.

Seit kurzem wird auch die Pneumokokkenimpfung für Erwachsene ab etwa sechzig Jahren empfohlen, die Schutz bietet vor einer im Alter häufigen, sehr akut beginnenden Form von Lungenentzündung (Pneumokokkenpneumonie), bei der die antibiotische Behandlung oft zu spät kommt. Diese Impfung muss nur alle sechs Jahre vorgenommen werden!

Leider gibt es gegen die ebefalls von Zecken übertragenen Borrelien bei uns bisher keine Impfmöglichkeit, im Gegensatz zu der Situation in den USA, da es hier zu viele verschiedene Erregerstämme gibt. Auch eine Malaria-Impfung läßt leider noch auf sich warten. Hier soll man sich vom Reisebüro und vom Hausarzt beraten lassen.

Nebenwirkungen und Gefährdung

Die heute üblichen, empfohlenen Impfungen sind im wesentlichen risikofrei; es kommt so gut wie nie zu bleibenden Schäden!

Diesbezüglich war der Polio-Schluckimpfstoff nicht ganz unproblematisch, denn es waren deutschlandweit jährlich ca. 5 Impfpoliofälle aufgetreten, deshalb gibt es die Schluckimpfung nun nicht mehr. Der als Spritze verabreichte Totimpfstoff hat keine solchen Risiken.

In der letzen Zeit haben sich Masernfälle gehäuft, da viele Eltern nicht mehr bereit waren ihr Kind impfen zu lassen. Daher nahmen auch die gefürchteten Masern-Hirnentzündungen zu. Diese Impfung macht gelegentlich Fieberreaktionen, ebenso wie die gleichzeitig verabreichte Mumps-Impfung. Dauerhafte Schäden sind aber auch hier nicht zu befürchten.

Lange hat man geglaubt, die Keuchhustenimpfung erzeuge bei kleinen Säuglingen vermehrt Neugeborenenkrämpfe. Dieser Verdacht wurde im direkten Vergleich frühere BRD / ehemalige DDR nach der Wende entkräftet. Im Westen war damals nicht, im Osten aber regelmäßig (staatlich verordnet) geimpft worden. Die Rate an Neugeborenenkrämpfen war aber in beiden Bevölkerungsgruppen gleich!

Nicht stichhaltig ist auch die Annahme einer vermehrten Allergiegefährung durch Impfmaßnahmen; auch hier bietet sich der Vergleich frühere BRD und ehemalige DDR an. Trotz äußerst intensiver Impfprogramme dort war die damalige Allergierate weniger als halb so groß wie bei uns. Inzwischen hat sie sich – auf Grund der dortigen Ausbreitung des westlichen Lebensstils – angeglichen.

Eventuelle Unverträglichkeitsreaktionen von Impfungen, die durchaus auch mal längerfristig bestehen können (Müdigkeit, Durchfälle, Appetitlosigkeit oder ähnliches) können, aus der Sicht des naturheilkundlich tätigen Arztes, mit biologischen Maßnahmen (sog. Impfnosoden oder auch Eigenblut-Behandlung) problemlos beseitigt werden.

Dabei bleibt jedoch der Impfschutz selbstverständlich erhalten!

Dies sollten auch Heilpraktiker wissen, die oft in unverantwortlicher Weise gegen Impfungen zu Felde ziehen und Patienten verunsichern. Auch die immer wieder verbreitete Anschauung, die Kinder bräuchten die natürliche Infektion mit Kinderkrankheiten zur gesunden Entwicklung, gehört natürlich ins Reich der Fabel!

Fazit

Impfungen sind wirklich unverzichtbar und auch ungefährlich!

Aber:
bei länger dauernden Unverträglichkeitsreaktionen naturheilkundliche Behandlung anstreben!


Nachtrag

Inzwischen gibt es eine neue Impfstoff-Technologie, das sog. mRNA Verfahren.

Dabei werden keine direkten Viruspartikel mehr verabreicht, wie bei den sog. Virusbasierten oder Vektorimpfstoffen.

Sondern es wird dem Körperzellen, in eine Fettkapsel eingebettet, ein Bauplan (messenger RiboNuclein Acid) des Virusoberflächen-Eiweisses per Impfstoff dargeboten. Die Zellen produzieren dann genau nach diesem  Plan das Protein, so wie sie das normalerweise nach dem genetischen Bauplan im Zellkern (DNA) ständig tun, um zum Beispiel Enzyme zu produzieren. Dies ist aber ein One Way Vorgang, das heißt, eine mRNA kann niemals die DNA Pläne verändern.

Die produzierten Eiweisse, z. B. das sog. Spike-Protein des Covid 19 Virus rufen ihrerseits eine Reaktion des körpereigenen Immunsystems hervor, Antikörper und Abwehrzellen werden gebildet, der Mensch ist gegenüber dem Erreger immun. Die mRNA selbst wird innerhalb von  maximal 10 Tagen vom Körper wieder abgebaut.

Da dem Probanden keine eigentlichen Viruspartikel eingegeben werden, ist dieses Verfahren als besonders schonend anzusehen, und hat sich in der derzeitigen Corona-Pandemie ja schon sehr gut bewährt. Außerdem wird es wohl herausragende Bedeutung in der Tumorbehandlung erlangen, für die es ursprünglich gedacht war.

© Dr. med. Reinhard Schiller. Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der Vervielfältigung, auch auszugsweise, ist nur mit der Genehmigung des Autors gestattet. Kontaktaufnahme: